Jeder Kilometer zählt!

Über 75 Sponsoren haben für jeden von mir gefahrenen Velokilometer in den USA 1 Rappen an Tixi gespendet. Herzlichsten Dank!

Laos: The Jewel of the Mekong

15.12. - Busfahren auf dem Jump-Seat und mein verlorenes iPhone

Heute ist mein sechster Tag in der kommunistischen P.D.R. Lao. Nach einer ungeplanten Über-nachtung in Huay Xai, ein Ort gleich nach der Grenze zu Thai-land, bin ich am Donnerstag nach Luang Namtha gekommen. Der ungeplante Aufenthalt wurde unumgänglich, nachdem mir der Ticketverkäufer an der Busstation am Morgen in Chiang Mai mitteilte, der direkte Bus nach Luang Namtha hätte einen Unfall gehabt und fahre deshalb heute nicht. Gut zu wissen, nachdem ich nun mit Sack und Pack per Tuktuk hier rausgefahren bin.  Der nächste Bus würde erst zwei Tage später fahren. Ich entschloss mich deshalb, einen der unzähligen Busse an die Thailand-Laos-Grenze zu nehmen. Dort würde ich dann übernachten oder falls noch möglich einen lokalen Bus vor Ort bis Luang Namtha nehmen. Ich sag euch, ich war noch nie so relaxed im planen meiner Reisen. Wenn ich früher immer schon Wochen vorher wissen musste, wo ich wann sein würde, ist es hier eher von Tag zu Tag. In Luang Namtha hab ich dann meinen Zwei-Tages-Trek auch erst am frühen Abend für den nächsten Tag vor Ort gebucht. Mit dem belgischen Päärchen Ingrid und Dierk, sowie dem leidenschaftlichem Hobby-Fotografen Iraner Sian und seiner essgestörten Freundin gings dann am nächsten Tag los in die National Protected Area Namtha. Was für ein Unterschied zu meinem Trek in Burma! 10 km pro Tag (statt 23 km) und Pausen alle Stunde. Der Trip war wunderschön und eindrücklich: Durch Dschungel, mit Blutegeln an den Schuhen, Übernachtung in einem Dorf des Khum-Stammes, ohne Strom dafür mit Feuerstelle zum Kochen in unserer 'Lodge'. Lodge heisst eine Strohhütte auf Erdboden wo alle paar Minuten jemand aus dem Dorf reinlatscht und Essen, Tee sowie Geschirr vorbeibringt - oder einfach mal reinschaut und eine Zigarette raucht. Ich muss sagen, im Vergleich zu den Dörfern, die ich in Burma während meiner Treks gesehen haben, ist das nochmals ein gewaltiger Unterschied. Wo es in Burma in allen Bergdörfern Solarstrom gab, ist das hier an vielen Orten weit weg. Es gibt ausser ganz schmalen Fusswegen oftmals keinen Zugang zu den Dörfern. Ein Motorrad sucht man hier dann auch vergebens. Vieles scheint noch einfacher, sprich ärmer, als ich es in Burma erlebt habe. Kleine Kinder ohne Hosen, in zerschlissenen und verdreckten T-Shirts, mit struppigen Haaren. Jungen und Mädchen, nicht älter als fünf Jahre, die ihre kleinen Geschwister auf dem Rücken umher tragen. Die Schweine werden im Haus gefüttert, wo man schläft, kocht und lebt. Riesige Kontraste einmal mehr zum Leben, wie ich es kenne. Auf der anderen Seite sahen wir Jungs im dorfnahen Fluss mit selbstgemachte Harpunen und Taucherbrillen Fische fangen und sie schienen einen riesen Spass dabei zu haben. Keine Computer, iPhones oder Shopping-Malls, die einem die Zeit sinnlos vertreiben. Die Verbundenheit mit der Natur ist hier wirklich beeindruckend. Auf den Wanderungen erklärte uns Phon, unser Guide, immer wieder wofür diese oder jene Pflanzen gut sei. Vom Durchfallmittel (das ich beim letzten Trip liebend gerne ausprobiert hätte) bis zum Malaria-Medikament gibt es alles hier draussen und die Leute nutzen es auch. Schamanen in den jeweiligen Dörfern kümmern sich um das gesundheitliche und spirituelle Wohl, Doktoren und die Pharmakonzerne sind weit weg. Gestern Abend bin ich nun im idyllischen Luang Prabang angekommen. Die Busfahrt mit dem lokalen Bus war, wie schon die erste, eine Tortur und ein Erlebnis zugleich. Die klapprigen Gefährte sind vollgepackt mit dösenden Erwachsenen, kotzenden Kindern und schweren Säcken von USAID oder einem Hilfswerk, die inzwischen zum Transportieren von eigenem Gemüse und Reis benutzt werden. Der Tacho des Buses funktioniert nicht, aber das ist auch egal. Auf den holprigen, staubigen und kurvigen Bergstrassen ist die Gefahr, zu schnell zu fahren sowieso äusserst gering. Gehalten wird auch vor und nach jedem Dorf und so füllen sich die Busse immer arger und es wird immer enger. Gestern musste ich mich mit einem Hocker hinter dem Fahrer begnügen, weil ich zu spät an der Busstation in Luang Namtha ankam und alle regulären Sitze bereits besetzt waren. War nicht ganz einfach, während sechs Stunden sicherzustellen, dass die rechte Hälfte meines Hinterteils sich nicht immerzu verselbständigte. Immerhin konnte ich noch sitzen und nach sechs der neun Stunden Fahrt, ist dann der erste Passagier samt Kohlsack und Kartonschachteln ausgestiegen und ich konnte mir dessen Sitz schnappen. Nicht, dass das viel bequemer gewesen wäre... In Indien hab ich aber schon erlebt, dass die Leute stundenlang dichtgedrängt in den Gängen standen, während der Bus in rasantem Tempo Passstrassen rauf und runter fuhr. Im Moment sitze ich grad im Café Le Banneton und warte auf meine Tarte Cassis und einen Grüntee. Luang Prabang steht zwar auf der Liste von UNESCO World Heritage auf Grund seiner schönen Architektur, aber ein ebenso grosser Anziehungspunkt für Touristen ist das kulinarische Erlebnis hier. Es wimmelt hier nur so von Restaurants mit feinster französischer Cuisine und Cafés mit leckeren Pains au Chocolat, feinen Crèpes mit allen erdenklichen Beilagen oder  schmackhaften Quiches. Nachdem ich mich nun seit September, mit Ausnahme von Hongkong und jeweils Frühstück, ausschliesslich von den lokalen Küchen ernährt habe - sprich Reis und Nudeln - werde ich hier wohl eine Ausnahme machen. Vor allem nachdem mir Ingrid und Dierk aus Belgien vorgestern von ihren Gourmet-Erlebnissen während ihrer Laos-Velotour vor fünf Jahren erzählt haben. Das Leuchten in ihren Augen und die enthusiastischen Ausführungen haben bei mir hohe Erwartungen geschürt. Und ich hoffe weiterhin, dass mein verlorenes iPhone auf wundersame Weise wieder auftaucht... Leider habe ich es auf dem letzten Stück des Treks verloren. Da die Digi-Cam von meinem Schwager Oli inzwischen in so desolatem Zustand (abgebrochene Plastikteile, unter anderem Zoom) ist, ist mein iPhone nun auch zu meiner Fotokamera mutiert. Und irgendwo zwischen Bootsfahrt über den Namtha River am Schluss des Trips und dem Dorf, wo uns der Bus aufgeladen hat, ist mein kleiner bester Freund aus meiner hinteren Hosentasche verschwunden. Der Tour-Organisator ist informiert und die Laoten sind grundsätzlich ein äusserst hilfsbereites und ehrliches Volk. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt!

20.12. - Meeting People

Es ist 10.00 morgens, ich sitze gerade auf der Terrasse des Otherside Restau-rants in Vang Vieng und warte auf mein Frühstück: Lao-Tee und Omelette-Sandwich. Nachdem ich vorgestern eine Velotour auf eigene Faust unternommen und gestern eine geführte Wanderung über einen der umliegenden Karsten Berge gemacht habe, werde ich heute primär mal von Fluss-Café zu Fluss-Café pilgern, When Nietzsche wept weiterlesen, E-Mails an meine Liebsten schreiben, meine Finanzen per E-Banking überprüfen, ein passendes Hotel in Vientiane für morgen Abend ausfindig machen und vielleicht, aber nur vielleicht, ein Fahrrad mieten und die 'Organic Mulberry Farm' etwas ausserhalb des Dorfs besuchen. Das ist das Schöne am alleine reisen: Die totale Flexibilität, seine Tage zu gestalten wie man möchte, ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Nicht, dass ich nicht kompromissfähig wäre - denke ich zumindest. Oder...? Aber im Moment geniesse ich diese absolute Freiheit, meine egoistische Seite ohne Wenn und Aber ausleben zu können. Die Frage, ob ich mich nicht manchmal einsam fühle oder es nicht nett wäre, meine Erlebnisse mit einer Begleitung zu teilen, stell ich mir immer wieder mal. Gerade nach meiner 7-stündigen Reise am Mittwoch von Luang Prabang hier her, war wieder einmal so ein Moment. Der Mini-Van war vollgepackt mit neun Englischen und Schottischen Backpackern – und mir. Die Jungs und Mädels hatten sich in Australien während einem Fruit-Picking-Einsatz in Australien kennengelernt. Diese Einsätze sind sehr populär unter jungen Reisenden hier. Australien ist auf die billigen Arbeitskräfte angewiesen, da sich nicht genug Bewohner des Känguru-Staates für diese Art von Arbeit begeistern lassen. Jedenfalls diskutierte die Gruppe breit und lang, wie sie in Vang Vieng noch zusätzliche Kollegen treffen wollten, jedoch keine Ahnung hätten, wann die ankommen würden. Bei der Diskussion, um die Unterkunftssuche war man sich dann auch nicht ganz einig, wo man beginnen sollte und wie viele Hostels man abklappern wollte, um sicherlich das modrigste Loch mit dem tiefsten Preis ausfindig zu machen. Meine Reiseerlebnisse mit einer Gruppe junger, sparwütiger, party-freudiger Rucksack-Touristen teilen? Nein, danke, da kann ich mir Besseres vorstellen! Z.B. alleine zu reisen und zu planen, unterwegs Leute kennenzulernen und sich für ein Nachtessen zu verabreden, und ausserdem immer mal wieder mal jemanden von zu Hause treffen. Das Problem, Leute auf dem Weg kennenzulernen, stellt sich beim Reisen in Südostasien nämlich definitiv nicht. Sei es während einer Yoga-Stunde in Luang Prabang, wo ich mit Cynthia und Mark, ein Paar in den 50ern aus Florida, sie hat gerade einen Volontär-Einsatz in Phnom Penh als Lehrerin hinter sich, er will definitiv nicht mehr weit reisen, weil es ihm zu Hause so gefällt, ins Gespräch kam und wir uns anschliessend während eines Nachtessens bestens unterhielten. Oder einer Tucktuck-Fahrt von der Laotischen Grenze ins nächste Dorf, wo ich mit der Holländerin Myrthe, eine Kinderbuch-Verlegerin auf einmonatiger Urlaubsreise, plaudere, wir im gleichen Hotel absteigen, um dann gemeinsam die Umgebung zu erkunden und uns zum Abschluss des Abends einen Banana-Pancake und Mango mit Sticky Rice teilen. Oder das kinderlose Paar Ingrid und Dierk aus Belgien, für einmal nicht mit dem Velo unterwegs, die ich auf meinem Zwei-Tages-Trekking in Luang Namtha kennengelernt habe, die mir beim Lagerfeuer im Bergdorf von ihren beiden Hühnern zu Hause im Garten erzählen und zufrieden über ihre Selbständigkeit als Marketingberater berichten. Oder Ronny und Claudia aus Bern, er Schweizer und CEO eines Schweizer Energieunternehmens, sie Deutsche und Kommunikations-Angestellte in einem Unternehmen im Gesundheitswesen, die in Bagan beim Dinner am Nebentisch sitzen und wir uns den ganzen Abend über die beiden Tische hinweg angeregt austauschen. Und gerade gestern hatte ich wieder eine nette Begegnung mit einer allein reisenden Australierin, der 54-jährigen Fiona. Während ich in der Luang Prabang Bakery bei einem Tee meine Fotos von der Kamera auf den Laptop lud, setzte sie sich zu mir, da alle anderen Tisch ebenfalls schon besetzt waren. Sie war eben erst angekommen und wir begannen uns über mögliche Aktivitäten in Vang Vieng zu unterhalten. Nachdem der Ort ja während Jahren als Party-Hölle für saufwütige Backpacker verschrien war, ist es heute, nach rigorosem Durchgreifen der Polizei, mehr ein Paradies für Outdoor-Aktivisten. Bald einmal redeten wir über unsere Arbeit (oder ehemalige in meinem Fall), Reiseerlebnisse und Familien. Sie sprach über ihre schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, den snobistischen Ex-Freund ihrer studierenden Tochter, den zu Hause gebliebenen Ehemann. Ich konnte ihr mein frustrierendes Erlebnis mit einem unsäglichen Busfahrer erzählen, das mich übermässig emotional reagieren liess. Und flugs waren vier Stunden vergangen. Das ist die Art von Begegnungen, die ich schätzen gelernt habe. Austausch und eine Art Verbundenheit für ein paar Stunden, danach wieder seines eigenen Weges gehen. Und auch nein sagen zu einem Austausch, weil man einfach keine Lust hat. Wie an meinem ersten Abend hier, als ich mich mit meinem Kindle und Lonely Planet beim lokalen Inder gerade eingerichtet hatte. Auf einmal stand ein um die 30-Jahre alter, bebrillter Bärtiger neben mir und fragte mich freundlich, ob ich mit zu seiner Gruppe am Nebentisch setzen wollte. Eine wirklich nette Geste, da ich wir die einzigen beiden Parteien im Lokal waren. Die siebenköpfige Truppe sah wirklich nett aus, bunt gemischt, wahrscheinlich hatten die sich auch grad auf einem Kajak-Ausflug oder Treck kennengelernt. Aber ich hatte einfach nicht das Bedürfnis nach Konversation mit fremden Leuten, wollte lieber etwas in meinem veralteten Reiseführer stöbern und mein Paneer Butter Masala mit Naan und Chai-Tee alleine verdrücken. Ich weiss, dass ich jederzeit jemanden zum Austauschen habe, wenn ich das Bedürfnis hab. Sei es via Skype mit meinen Schwestern und den Kindern oder per E-Mail mit Freunden. Das gibt mir irgendwie eine innere Ruhe. So mach ich mir auch keine Gedanken, was ich an meinem Geburtstag nächste Woche mache oder wo, wie und mit wem ich Weihnachten oder Neujahr verbringen werde. Ich habe genug Weihnachtsabende mit meinen Schwestern, Grossmutter, Tante, Onkel und Cousinen feiern dürfen und werde dies nächstes Jahr sicherlich auch wieder tun. Und da ich meinen 40sten im 2015 sowieso mit einem grossen Fest feiern will, ist es auch nicht weiter schlimm, den diesjährigen Geburtstag sang und klanglos an mir vorbeigehen zu lassen. Also, den 23. Dezember 2015 schon mal für eine grosse Sause vormerken!

30.12. - Geburtstag zu zweit und mit Scoopy auf dem Loop

Vor über 18 Stunden hab ich mich in Thakhek mit einem klapprigen Tuktuk auf zur lokalen Busstation gemacht. Ziel war: 4000 Islands (Si Phan Don) im Süden des Landes. Meine letzte Destination in Laos, bevor ich in eine paar Tagen nach Kambodscha reise. Zuvor habe ich in Thakhek Zwischenhalt gemacht, um den sogenannten Loop mit dem Motorrad abzufahren. Es handelt sich dabei um eine rund 480 km lange Rundstrecke durch das Hinterland und Berge von Zentral Laos. Ein absolutes Highlight meiner bisherigen Reise! Vor einiger Zeit waren die Strassen noch so schlecht, dass es nur mit einem richtigen Motorrad möglich war, die Strecke abzufahren. Inzwischen ist ein grosser Teil geteert – wobei das hier noch gar nichts heisst, mit all den Schlaglöchern.  Und der Rest ist dann Stein, Staub und Sand. Ein Abenteuer, wenn man mit einem Scooter, in meinem Fall Scoopy, und nicht-sitzendem Helm unterwegs ist. Zwei Nächte habe ich in gottverlassenen Käffern übernachtet, wo um 19.00 totale Dunkelheit und Stille herrscht. Nicht mal das obligate Karaokegeplärre gabs. Da fällt mir grad ein: Das Lauschulis hat zu gemacht – Ping hat den legendärsten Karaoke-Schuppen Zürich's geschlossen! Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich es erfahren habe. Käru meinte zu Recht, man solle es mir am Besten nicht sagen, sonst käme ich gar nicht mehr zurück...  Aber bis dann wird's doch hoffentlich eine Alternative geben?! Meinen Geburtstag habe ich übrigens zuvor in Vientiane verbracht, der Hauptstadt von Laos. Obwohl ich ja nicht so grosse Probleme mit dem alleine Reisen und sein habe, war ich dann doch froh, hatte ich an dem Abend eine Begleitung. Oli aus Biberach in Deutschland, der zwei Tage zuvor im Bus von Vang Vieng nach Vientiane neben mir sass, erbarmte sich meiner. Der liebe Mann besorgte sogar noch einen geniessbaren Sekt, den wir dann auf dem Balkon seines Hotelzimmers mit Blick auf den Mekong tranken. Also ich nippte an der warmen Brühe und zwang mich zu einem Glas, da die Flasche für hiesige Verhältnisse ein Vermögen gekostet hatte. Ich bin jetzt seit über drei Wochen im 'Juwel des Mekong' am herumtingeln und ich muss sagen, ich bin begeistert. Nach meinem zwiespältigen Erlebnis in Myanmar, würde ich allen ohne zu zögern empfehlen, Laos den Vortritt bei einer nächsten Südostasienreise zu geben. Landschaftlich ist es traumhaft, vielfältige Aktivitäten wie Trekking, Kayaking, Velofahren sind überall möglich und ein Erlebnis, die Leute sind für mein Empfinden im Durchschnitt freundlicher, das Essen ist lecker und vielfältig, da von Thailand, Vietnam und China beeinflusst, die Preise vor allem auch für Unterkünfte sind unglaublich tief – vor allem im Vergleich zum überteuerten Burma – und die Tuktuk-Driver... tja, das sind Halsabschneider wie überall auf der Welt! Und wer das 'Entwicklungsland'-Feeling von Myanmar nicht missen möchte, der wird hier auch nicht enttäuscht. Das im Kommunismus verankerte Ein-Parteien-Land gehört weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt und das Durchschnittsalter liegt bei erschreckend tiefen 54 Jahren. Das Land hat die grösste Dichte an unexplodiertem Kriegsmaterial (UXO) pro Kopf – ein Vermächtnis der Amerikaner aus dem Vietnamkrieg. Das Gesundheitswesen ist so miserabel gemäss Reiseführern und Expats, dass unisono empfohlen wird, bei ernsthaften Erkrankungen und Unfällen sofort ins benachbarte Thailand zu reisen. Fakt ist aber, dass über 2/3 der Bevölkerung auf dem Land oder in den Bergen wohnt, wo der Zugang zu irgendwelcher medizinischen Versorgung, die nach unseren Massstäben eine solche Bezeichnung verdient, schlichtweg nicht existiert. Und wenn können es sich die Leute nicht leisten und greifen auf Schamanen und Kräuter-Medizin zurück.  Auf der wirtschaftlichen Seite scheint sich viel zu tun. Wie in vielen Ländern dieser Welt, sind auch hier die Chinesen sehr präsent. Im ganzen Land gib es mehrere Kraftwerkprojekte, die von den investitionswütigen Nachbarn finanziert und getrieben werden. Strassen werden scheinbar ohne Gegenleistung ausgebaut und Ressourcen wie das begehrte Teak-Holz verlassen Laos Richtung Norden Lastwagenweise. Die Franzosen fürchten, dass die Chinesen weiter in exklusive Weingüter investieren werden? Hier in Laos scheinen dies bereits das halbe Land zu dominieren. Wenn man unserem Trekking-Guide von Luang Namtha glaubt, sind die Chinesen in der hiesigen Bevölkerung zum ungeliebten aber geduldeten Handelspartner geworden. Die Regierung scheint im Moment in 'Ausverkaufs-Stimmung' zu sein. Das meint auch Jens aus Deutschland. Jens ist für die deutsche GBI/GZI tätig, eine Firma, die nachhaltige Natur- und Tourismus-Projekte erarbeitet und jeweils lokal unterstütz. Er war ein halbes  Jahr in Vientiane, bevor er vor drei Wochen in Thakhek ein eben solches Projekt begonnen hat. Ich habe ihn am ersten Tag des Loops vor einer der unzähligen Höhlen getroffen. Er will sich, wie die lokale Bevölkerung, nicht zu politischen Themen äussern, meint aber, dass viele Investitions-angebote, ob nachhaltig oder nicht, im Moment auf den Tischen der Regierung landen. Diese nimmt im Moment noch so gern jede Möglichkeit wahr, in der Gunst der Stunde so viel wie möglich zu profitieren. Auch hier ist Korruption ein grosses Thema. Wieso er sich als Ausländer nicht zu politischen Themen äussern mag? Er erzählt mir zuerst von einer Amerikanischen Lehrerin, die sich anscheinend in der Hauptstadt kritisch zum Bildungs-Programm (oder eben kein Programm) geäussert hat und danach innerhalb weniger Wochen das schöne, kommunistische Laos verlassen musste. Dann hat er noch die Geschichte eines lokalen Umweltschützers auf Lager, der sich gegen die exzessive, meist illegale, Abholzung der Teak-Wälder äusserte und danach einfach verschwand. So à la Bruno Manser in Borneo. Mir kommen dabei die Romane von Colin Cotterill in den Sinn. Seine bekannte und äusserst unterhaltsame Buchserie spielt in Laos. Hauptprotagonist ist der sarkastische Arzt Dr. Siri, der Mitte der 70er-Jahre nach der Machtergreifung der Kommunisten zum Pathologen zwangsbefördert wird und mit Hilfe einer dicklichen Krankenschwester, einem handicapierten Assistenten und Geistern verzwickte Mordfälle auflöst. Die Auswirkungen des damals neuen kommunistischen Machtsystems stellt der unerschrockene Arzt auf unterhaltsame Weise immer wieder in Frage. Als Leser schmunzelt man, lacht manchmal sogar lauthals, über gewisse Situationen. Aber Fakt ist, dass diese Partei auch heute noch unangefochten und mit eiserner Hand das Land und die Leute im Griff hat. Aber die Leute nehmen das mit laotischer Gelassenheit, scheint es. Wie so vieles sonst auch. Daran muss man sich als Tourist schnell mal gewöhnen, sonst wird man hier nicht glücklich. Wie in vielen asiatischen Ländern, wird auch hier nicht die Stimme erhoben – ausser zum weitverbreiteten, öffentlichen und falschen Karaoke singen - und Geduld scheint irgendwie jedem in die Wiege gelegt worden zu sein. Wenn der Bus wieder mal einen platten Reifen hat, und man versammelt am Strassenrand sich die Beine in den Bauch steht, verzieht auch nach fast einer Stunde keiner auch nur eine Miene. Wo ich innerlich schon zum hundertsten Mal unanständig Fluche und mir nach jedem vorbeifahrenden Lastwagen erneut entnervt den Staub von den Kleidern klopfe. Oder es wiedermal nicht genügend Platz im Bus hat, aber weiterhin wacker Passagiere aufgeladen werden, die dann stundenlang auf holprigen und kurvigen Strassen auf ihren Plastikschemelchen im Gang balancieren müssen – ist hier der Normalfall. Oder man wartet ellenlang auf sein Mixed Fried Vegetable, wobei der Sticky Rice aber schon seit 30 Minuten auf dem Tisch steht und inzwischen kalt ist. Oder das Gegenüber schon fast beim Dessert ist und man selber noch nicht mal den Lao Tea bekommen hat. Hier wird die buddhistisch erstrebenswerte Gleich-mütigkeit auch tatsächlich gelebt. Manchmal kommt mir aber der böse Gedanke, dass das wohl auch einer der Gründe ist, wieso das Land immer noch dort ist wo es eben ist und die Laoten es ohne die Tüchtigkeit der Chinesen vielleicht eben doch nicht auf die Reihe kriegen... Jedenfalls geniesse ich nun die letzten Tage laotische Gemütlichkeit an dem einen Ort im Land, wo man anscheinend nichts ausser Nichts tun macht – auf der idyllischen Insel Don Khone auf den 4000 Islands. Oder doch? Kayaking mit Irrawaddy-Delfin-Besichtigung und Wasserfall-Bestaunung wird hier jedenfalls überall angeboten und das werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Nebst der obligaten Fahrradtour  über Stock und Stein natürlich.